Für ein Verbot glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel in Deutschland hat sich der Gesundheitsexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Prof. Karl Lauterbach, ausgesprochen.
Die neue Bundesregierung müsse dem Beispiel Frankreichs folgen und innerhalb kurzer Zeit ein derartiges nationales Verbot erlassen, erklärte Lauterbach heute vor Medienvertretern in Köln. Der SPD-Politiker sprach mit Blick auf die in Brüssel getroffene Entscheidung für eine Verlängerung der Glyphosatzulassung um fünf Jahre von einer Fehlentscheidung, die aus medizinischer Sicht nicht vertretbar sei. Er stützt diese Position auf die Einschätzung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), die Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend eingestuft hatte.
Lauterbach wies darauf hin, dass sich die Arbeit der IARC von anderen Einrichtungen abhebe. Sie stütze ihr Urteil zu Glyphosat auf gute Fall- und Kontrollstudien und habe Untersuchungen zu den Auswirkungen von Glyphosat auf langjährige Anwender mit einbezogen. Außerdem sei in Untersuchungen nicht der Wirkstoff allein betrachtet worden, sondern auch dessen Zusammenwirken mit anderen Stoffen in Pflanzenschutzmitteln, so etwa Anhaftungsmitteln oder Eindringbeschleuniger, die in Kombination eine stärker krebserregende Wirkung zeigten als Glyphosat allein.
Der SPD-Politiker hält die politische Stimmung in Berlin durch den skandalösen Alleingang von Bundeslandwirtschaftsministerium Christian Schmidt buchstäblich für vergiftet. Der Minister habe von gesundheitspolitischer Seite zu dieser Thematik keine Expertise eingeholt und hätte eigentlich gar keine Entscheidung treffen dürfen. Deshalb sei der Vorgang eine Unverschämtheit und eine fachfremde Einlassung.
Der Experte des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Dr. Helmut Röscheisen, schloss sich der Forderung Lauterbachs nach einem nationalen Verbot glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel an; für private Anwender sollte dieses sofort kommen. Röscheisen lenkte den Blick auf eine weniger bekannte Auswirkung von Glyphosat. Forscher der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien hätten in Feldversuchen bei Regenwürmern und dem Einsatz des Wirkstoffs nach sechs Wochen eine 60-prozentige Abnahme der Fortpflanzung und der Aktivität der Tiere festgestellt, mit negativen Auswirkungen bis hin zu einer verminderten Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens. AgE
(01.12.2017)