Waldzustandserhebung 2019

Schlechterer Kronenzustand und mehr tote Bäume

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Noch nie seit Beginn der Waldzustandserhebung im Jahr 1984 war der Anteil der Bäume ohne Kronenverlichtung so gering wie 2019. Der Anteil mit deutlichen Kronenverlichtungen fiel mit zuletzt 36 % besonders hoch aus. Wie das Thünen-Institut (TI) für Waldökosysteme heute mitteilte, haben die Jahre 2018 und 2019 gezeigt, dass der Klimawandel endgültig und für alle sichtbar im deutschen Wald angekommen ist. Die anhaltende Dürre in den Vegetationszeiten habe verbreitet zum vorzeitigen Abfallen der Blätter geführt.
Der Kronenzustand habe sich 2019 bei allen Baumarten weiter verschlechtert, stellte das Institut fest. Bei der Fichte begünstigten die Trockenjahre die Massenvermehrung des Borkenkäfers. Anders als bisher steige auch bei Nadelbäumen die Kronenverlichtung seit 2018 deutlich an. Insbesondere der Zustand der Fichten sei besorgniserregend: Nur 28 % der untersuchten Bäume seien ohne Verlichtung; 36 % zeigten eine deutliche Verlichtung. Das seien mit die schlechtesten Werte seit Beginn der Erhebungen vor 35 Jahren.
Neben der Kronenverlichtung hat sich 2019 dem TI zufolge auch die Mortalitätsrate bei Laub- und bei Nadelbäumen drastisch erhöht. Sie sei mehr als doppelt so hoch wie in den Vorjahren; 180 000 ha Wald seien bereits abgestorben. Die mittlere Kronenverlichtung der Laubbäume habe bereits seit Jahren zugenommen, vor allem bedingt durch den schlechten Zustand der Eichen. In den Jahren 2018 und 2019 habe sich aber auch bei den Buchen ein sprunghafter Anstieg der Kronenverlichtung gezeigt, ohne dass ein "Mastjahr" vorgelegen habe. In vergleichbar schlechten früheren Jahren habe die vermehrte Fruchtbildung hier zu höheren Werten geführt.
Dass diese Entwicklung nicht plötzlich gekommen ist, sondern sich schon seit Jahren abgezeichnet hat, legen laut Thünen-Institut die Auswertungen der Bodenzustandserhebung im Wald nahe. "Die Perioden mit Trockenstress haben in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen. Das zeigen Modellierungen des Bodenwasserhaushalts an den Punkten der Bodenzustandserhebung", erklärte die TI-Waldforscherin Dr. Nicole Wellbrock, die sowohl die Bodenzustandserhebung im Wald als auch die jährliche Waldzustandserhebung koordiniert.
Wellbrock rechnet auch für 2020 mit keiner Besserung, denn "Schädigungen offenbaren sich meist erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung". Erschwerend komme hinzu, dass die Populationen der Schadinsekten durch den milden Winter 2019/20 und die im Wald verbliebenen Schadholzmengen wohl auf hohem Niveau bleiben dürften. Helfen können nach den Worten der Thünen-Expertin nur "konsequenter Klimaschutz, die Minderung von Stickstoffeinträgen aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft und begleitend ein nachhaltiger Waldumbau". AgE (08.04.2020)
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