Strategischer Dialog geleakt

Weniger Polarisierung angemahnt

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Es soll weniger polarisiert werden. Dies ist eine der zentralen Aussagen in einem vorläufigen Entwurf der Abschlusserklärung des strategischen Dialogs zur Zukunft der europäischen Landwirtschaft, der AGRA Europe vorliegt. Darin äußern sich die Teilnehmer zum einen besorgt über die Uneinigkeit zwischen und innerhalb der EU-Mitgliedstaaten. Vor allem die Kluft bei gesellschaftlichen Themen zwischen Stadt und Land etwa in der Umweltpolitik würden zunehmen. Die Dialogteilnehmer betonen die Notwendigkeit, Brücken zwischen verschiedenen Gruppen und Akteuren zu bauen. Details am vorliegenden Entwurf könnten in der am Donnerstag (29.8.) abschließenden Runde allerdings noch geändert werden.

Darüber hinaus wird unterstrichen, dass die Beibehaltung des Status quo "keine Option" sei. Zielkonflikte zwischen Umweltschutz und Landwirte, etwa bei der Landnutzung, müssten kooperativ angegangen werden. Zusammenarbeit und Dialog entlang der gesamten Nahrungskette sind nach Auffassung der Teilnehmer unerlässlich. Nachdrücklich wird auch die Planungssicherheit für die Landwirte hervorgehoben. Ferner müsse der Markt für faire Preise und das berücksichtigen der Produktionskosten sorgen.

Wohl auf Druck der EU-Agrarwirtschaft hebt der Berichtsentwurf auch hervor, dass die europäische Landwirtschaft nicht nur eine ausreichende und qualitativ hochwertige Ernährung für die europäischen Bürger gewährleistet. Darüber hinaus würden durch den Sektor Millionen von Arbeitsplätzen bereitgestellt. Zudem leiste die Landwirtschaft einen enormen Beitrag zum europäischen Handel und bilde die finanzielle und kulturelle Grundlage für die ländlichen Gemeinden in der Europäischen Union.

Generationswechsel als zentrale Aufgabe

Des Weiteren weist das Manuskript auf die außerordentlichen Herausforderungen des Sektors bei der Bewältigung des Generationswechsels hin. So müsse die Landwirtschaft zunehmend mit den Herausforderungen beim Klimawandel und Biodiversitätsverlust sowohl als Verursacher als auch als Geschädigter umgehen. Zudem stehe der europäische Kontinent vor zunehmenden Problemen mit der Wasserversorgung. Festgestellt wird zudem, dass sich der Kontinent schneller erwärmt als andere Teile der Welt. Auch gehe die Zahl der Bestäuber weiterhin stark zurück. Zudem gebe es einen fortlaufenden Prozess der Umstrukturierung landwirtschaftlicher Probleme. So wolle man dem Problem des Höfesterbens vor allem kleiner und mittlerer Betriebe mehr als bisher begegnen.

Zur Corona-Pandemie wird konstatiert, dass sich der Agrar- und Lebensmittelsektor der Europäischen Union behauptet habe. Trotzdem habe man vor allem in den Lieferketten strukturelle Schwächen aufgedeckt. Derweil würden aktuell geopolitische Spannungen den Sektor unter Druck setzen. Hier nennt der Entwurf der Abschlusserklärung die Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine. Diese hätten vor allem die Preise in der gesamten Agrar- und Lebensmittelversorgungskette in die Höhe getrieben.

Beschrieben wird in dem Manuskript auch eine Vision für den Agrarsektor. So soll bis spätestens 2040 die Landwirtschaft in der EU den Europäern und den Weltmärkten sichere, nahrhafte und erschwingliche Lebensmittel bereitstellen. Die Produktivität wäre ökologisch nachhaltig. Zudem soll ein breites Spektrum von Geschäftsmodellen die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit insgesamt verbessern. Zudem wird gefordert, dass der Sektor auch für Neueinsteiger attraktiv werde. Überdies müsse das Durchschnittsalter der Landwirte sinken.

Offizielle Präsentation zeitnah

Dem Gesprächsformat unter Leitung des vormaligen Vorsitzenden der deutschen Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL), Prof. Peter Strohschneider, gehören 29 Verbände aus der gesamten Agrar- und Lebensmittelkette der EU an. Zu ihnen zählen die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (Copa) und ländlichen Genossenschaften (Cogeca) sowie der Rat der europäischen Junglandwirte (CEJA) und die EU-Gruppe der Internationalen Vereinigung ökologischer Landbaubewegungen (IFOAM - Organics Europe). Von der Umweltseite sind beispielsweise das Europäische Umweltbüro (EEB) sowie der World Wide Fund for Nature (WWF) vertreten. Mit dabei ist außerdem der Europäische Dachverband der Verbraucherorganisationen (BEUC).

Der endgültige Bericht soll aller Voraussicht nach in der 36. Kalenderwoche, also in den kommenden Tagen offiziell von Strohschneider präsentiert werden. AgE (30.08.2024)
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